Der Seewinkel ist geprägt von zahlreichen salzhaltigen Lacken: Vergleichbare Seen finden sich etwa in Asien am Rande von Wüstengebieten, selten aber mitten in Europa. In den Böden wandert das Salz in Trockenperioden mit dem aufsteigenden Wasser nach oben und bildet dort die im Sommer weithin sichtbaren weißen Salzkrusten. Das Salz eignet sich nicht zum Kochen, es besteht vor allem aus Soda und nur zum geringen Teil aus Kochsalz. Heute liegen noch rund 45 Lacken im Seewinkel. Es waren einmal mehr als 100. Ihr Wasserstand schwankt stark. Im Frühjahr sind sie bis zu 70 cm tief, im Sommer können sie völlig austrocknen. Die seenahen Lacken waren ursprünglich ein Teil des Sees und wurden durch den Damm vom See getrennt. Andere sind wahrscheinlich älter als der See selbst. Sie entstanden während der letzten Eiszeit aus so genannten Pingos. Diese riesigen Eislinsen enthielten Lehm und Ton. Nach ihrem Abschmelzen dichteten diese Materialien die durch das Eis aufgeschürften Senken ab, sie konnten sich mit Wasser füllen.
Nur spezielle Salzpflanzen können auf Salzböden wachsen. Manche, wie die Salzkresse, weisen stark verdickte Blätter auf, um möglichst viel Wasser aufnehmen zu können. Andere, wie der Strand-Dreizack, versuchen das Salz loszuwerden, indem sie es in Blättern speichern und diese dann abwerfen. Auch die Lacken sind – trotz des hohen Sodagehaltes – voll Leben. Hier sind Urzeitkrebse zu finden, unter ihnen mehrere Zentimeter große Kiemenfußkrebse. Es sind lebende Fossilien. Sie lebten schon im Erdaltertum, lange vor den Dinosauriern. Sie sind außerordentlich gut an den extremen Lebensraum angepasst. Ihre Eier können mehrere Jahre trocken liegen, sie können gefrieren oder sich auf dem heißen Boden bis zu 70 Grad erwärmen. Wenn sich wieder eine Lacke bildet, schlüpfen sie in kürzester Zeit. Im Seewinkel dienen sie darüber hinaus den Wasservögeln als Nahrung: An den Lacken erwartet gefiederte Gäste ein „Seewinkler Shrimpscocktail“.

Der Seewinkel war und ist auch Weideland, für dörfliche Herden aber auch für die großen Herden der Gutshöfe. Die Beweidung hat die charakteristische Steppenlandschaft geschaffen: offenes Grasland und große, von Hirten und ihren Hunden bewachte Viehherden, da und dort eine Schilfhütte als Unterstand sowie charakteristische Brunnen. Selten gewordene Pflanzen und Tiere finden sich im Weidegebiet, unter ihnen die Spinnenragwurz, eine Orchidee, deren Blüte einer Spinne täuschend ähnlich sieht. Zu finden sind auch so genannte Weidezeiger, Pflanzen, die wegen ihrer Dornen und Stacheln oder aufgrund ihres bitteren Geschmackes von Tieren nicht gefressen werden. Zu ihnen zählt der Feldmannstreu. Diese große stachelige Pflanze bricht im Herbst ab, der Wind rollt den kugelförmigen Fruchtstand über die Steppe und verstreut so den Samen dieses „Steppenrollers“.